Hintergrund
Der Fachkräftemangel im Bereich Wasserwirtschaft nimmt bei Kommunen, Wasser- und Abwassertechnikunternehmen, Versorgungsunternehmen, zuständigen Behörden und Planungsbüros stetig zu. Aus diesem Grund haben Personen mit Flüchtlings- und/oder Migrationshintergrund sehr gute Chancen, sich in die deutsche Wasserwirtschaft zu integrieren. Besonders aus- bzw. vorgebildete Menschen mit Ingenieurkenntnissen können sich mit entsprechender Unterstützung für die deutsche Wasserwirtschaft weiterbilden und im besten Fall einen Arbeitsplatz in diesem Sektor erhalten.
„ITTQ-Wasser“-Projekt für die Integration in die bayerische Wasserwirtschaft
Seit April 2024 arbeiten das Institut für nachhaltige Wassersysteme der Hochschule Hof (inwa) und das Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V. (www.wasser-energie.net) im Rahmen des Projektes „ITTQ-Wasser Ingenieur-Technische Transfer-Qualifizierung für die bayerische Wasserwirtschaft“ zusammen, um Menschen mit Flüchtlings- oder Migrationshintergrund mit geeigneter relevanter Vorbildung den Einstieg in die deutsche Wasserwirtschaft zu ermöglichen.
Das Projekt „ITTQ-Wasser“ wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (www.stmas.bayern.de) aus dem bayerischen ESF Plus-Programm gefördert.
Geeignete Kandidaten mit entsprechenden Fachkenntnissen wurden über die bayerischen Jobcenter zu diesem Projekt angesprochen und konnten über die Hochschule Hof an der Maßnahme teilnehmen.
Lehrgang im Online-Format
Die Hochschule Hof bietet den Teilnehmern neben ihrer bisherigen technisch-naturwissenschaftlichen Qualifikation eine 15-wöchige Weiterbildung für den Quereinstieg in die Wasserwirtschaft und damit das notwendige Hintergrundwissen, um die grundlegenden Inhalte und Prozesse der Wasserwirtschaft zu verstehen und in der Praxis anzuwenden. Der größte Teil der Ausbildung wird von der Hochschule Hof online durchgeführt. Interessierte erhalten eine sprachliche Einführung in die Fachterminologie, Kenntnisse über die deutsche Wasserwirtschaft, Trinkwasserversorgung, Stadtentwässerung, Abwasserbehandlung, Schwammstadtkonzepte, Digitalisierung in der Wasserwirtschaft sowie Softwareanwendungen. Für die Kursteilnehmer ist außerdem ein zweiwöchiges Fachpraktikum vorgesehen, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Hier nun kommt der Kooperationspartner Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V. ins Spiel. Durch das enge Netzwerk zu Unternehmen, Kommunen und Behörden übernahm das Kompetenznetzwerk die Aufgabe, Praktikumsstellen zu vermitteln. Dabei wurde eine Vielzahl von Partnern kontaktiert und die Vorteile des Praktikums auch für die Unternehmen erläutert, so dass nahezu alle Lehrgangsteilnehmer vermittelt werden konnten.
Erste und zweite Projektrunde
Der „ITTQ-Wasser“-Kurs ist darauf ausgelegt, möglichst viele Teilnehmer aufzunehmen. Der erste Durchgang der Weiterbildungsmaßnahme startete Anfang April 2024 (Artikel der Hochschule Hof) und die ersten 19 Personen nahmen an dem Kurs teil, um sich in Kursmodulen für Aufgaben in der Bayerischen Wasserwirtschaft weiterqualifizieren zu lassen. Die Teilnehmer und Projektorganisatoren waren mit dem Kurs sehr zufrieden. Der Kurs ist mehrsprachig angelegt, so dass die Studierenden eine gute Möglichkeit haben, die Kursinhalte auf Deutsch und in ihrer Muttersprache zu studieren. Die zweite Runde des „ITTQ-Wasser“-Projekts begann am 18. November 2024 und soll im April 2025 abgeschlossen sein. Diesmal nehmen 23 Personen an dem Kurs teil.
Online-Veranstaltung mit dem bayerischem Landesamt für Umwelt
Am 20. Januar 2025 organisierten die Hochschule Hof, das Landesamt für Umwelt (www.lfu.bayern.de) und das Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V. mit geladenen Vertretern von Wasser- und Energieunternehmen eine gemeinsame Online-Veranstaltung zum ESF-Projekt „ITTQ-Wasser“. Herr Prof. Günter Müller-Czygan (Hochschule Hof), Herr Auer (Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V.) und Herr Worst (Landesamt für Umwelt) gaben den Gästen einen Überblick über das Projekt.
Bei der Online-Veranstaltung hatten die Kursteilnehmer die Möglichkeit, sich den Gästen vorzustellen, und die Unternehmen hatten die Gelegenheit, sich den Teilnehmern zu präsentieren. So wurden u.a. die SWW Wunsiedel GmbH von Burkard Hagspiel und die Firma Tennet von Sebastian Bojanowski repräsentiert.
Die eingeladenen Gäste teilten ihre Eindrücke über die bereits erfolgreich abgeschlossene erste Runde des Projektes mit. Sie betonten, dass durch den Weiterbildungskurs und das Praktikum ein Einstieg in den Arbeitsmarkt möglich sei. Dabei spielen Kenntnisse der deutschen Sprache sowie gute Berufserfahrungen und Qualifikationen eine wichtige Rolle.
Mario Fürst (Agentur für Arbeit Schweinfurt) betonte, dass die Teilnehmer sehr gut vorbereitet seien und ihre Qualifikationen gut zu den Anforderungen deutscher Unternehmen passe. Er stellte zudem die Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten durch die JobCenter vor.
Zwei Teilnehmerinnen aus der ersten Runde konnten von ihren Erfahrungen berichten: Fr. Kukhta und Fr. Kustova erzählten, dass die Teilnahme am „ITTQ-Wasser“-Projekt“ ihnen bei der Suche nach einem Praktikumsplatz geholfen hat.
Am 17. Februar 2025 begann das Praktikum für die Teilnehmer der zweiten Runde. Folgende Unternehmen (u.a.) stellten hierfür einen Praktikumsplatz zur Verfügung: WBG WasserBauGesellschaft, Stadt Hof, Wasserwirtschaftsamt Nürnberg, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Stadtwerke Bad Brückenau Abwasserbeseitigung, R&H Umwelt GmbH, MuN Ortung GmbH, Oberauer GmbH, SWW Wunsidel GmbH, Abwasserverband Saale, W.E.T. GmbH, CDM Smith SE. Durch das Projekt „ITTQ-Wasser“ und ein Praktikum in einem Unternehmen der bayerischen Wasserwirtschaft können sich die Teilnehmer auf dem Arbeitsmarkt integrieren.
Das Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V. bedankt sich an dieser Stelle herzlich bei allen Unternehmen und Behörden, die den Teilnehmern des Projekts „ITTQ-Wasser“ Praktikumsplätze angeboten und zum Gelingen des Projektes beigetragen haben. Es ist auch daran gedacht, mit allen Beteiligten eine Abschlussveranstaltung zu organisieren.
Interessante Exkursionen
Für Teilnehmende, die keinen externen Praktikumsplatz erhielten, bot die Hochschule Hof ein alternatives Programm an. Dieses umfasste Exkursionen zu Unternehmen wie WILO Hof, der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) in Steinwiesen sowie der Kläranlage Hof.
„Ein besonderer Höhepunkt war die Besichtigung der geplanten Schwammregion-Maßnahme in Wirsberg sowie Drohnenflüge zur Analyse landwirtschaftlicher Strukturen für Schwammmaßnahmen“, berichtet Projektkoordinator Michael Schmidt von der Hochschule Hof. Ergänzt wurde das Programm durch praktische Einheiten in der sogenannten „Schwammsta(d)tion“ und in Laboren am Hochschulcampus in Hof. Die Teilnehmenden vertieften ihre praktischen Erfahrungen zudem durch Projektarbeiten zu relevanten Themen.
Fazit: Erfolgreiche Integration von Praxis und Theorie
Die Weiterentwicklung des Praktikumskonzepts zeige die erfolgreiche Integration von Praxisfeedback in die Programmgestaltung und unterstreiche die Bedeutung der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung, so die Organisatoren. Durch die Kombination aus praxisorientierten Praktika, Exkursionen und Projektarbeiten erhalten Flüchtlinge und Migranten nicht nur fachliche Qualifikationen, sondern auch wertvolle Einblicke in die Berufswelt der Wasserwirtschaft. Damit leisten die Hochschule Hof und das Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V. einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Integration und Fachkräftesicherung in Bayern.
Kontakt:
Kompetenznetzwerk Wasser und Energie e.V.
Sebastian Auer
Email: sebastian.auer@wasser-energie.net