Sicherheit der Wasserversorgung im Grundgebirge in Nordostoberfranken

Sicherheit der Wasserversorgung im Grundgebirge in Nordostoberfranken

Seit jeher ist die Wasserversorgung im nordostoberfränkischen Kristallin aufgrund der hydrogeologischen Ausgangssituation eine Herausforderung. Zu großen Teilen wird hierfür Grundwasser aus Quellen und Brunnen gewonnen. Für die öffentliche Trinkwasserversorgung wurden in den Jahren 2020-2022 jährlich etwa 23 Mio. Kubikmeter Wasser gebraucht, 78 % davon stammen aus den lokalen Grundwasservorräten. Darüber hinaus ergänzt die Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) durch die Talsperre Mauthaus im Landkreis Kronach das Wasseraufkommen mit ca. 5 Mio. Kubikmeter Wasser.

Im Festgestein des Grundgebirges findet sich Grundwasser überwiegend in der Zersatzzone und entlang von Klüften. Eine schützende Deckschicht ist kaum ausgeprägt, Niederschlagswasser kann schnell und relativ unfiltriert in den Untergrund einsickern. Das Speichervermögen ist gering. Die Trinkwassergewinnung aus Quellen hat im Grundgebirge eine wichtige Bedeutung und ist aus vielen lokalen Versorgungsstrukturen nicht wegzudenken. Im Projektgebiet stammt etwa 40% des gewonnenen Grundwassers für die öffentliche Wasserversorgung aus Quellen. Diese Art der Gewinnung reagiert jedoch auf längere Trockenperioden besonders sensibel, sodass die sich dann einstellenden geringen Schüttungsmengen eine Herausforderung für die Versorgungssicherheit darstellen können. Diese Sensitivität gilt es besser zu quantifizieren.

Darüber hinaus ist in der Region zu beobachten, dass die Grundwasserneubildungsrate laut Modellrechnungen langfristig rückläufig ist und in den letzten 20 Jahren meist unter dem langjährigen Mittel verbleibt (vgl. Abb.1). Gleichzeitig nimmt der Wasserverbrauch gerade in den vermehrt auftretenden und länger anhaltenden Trockenperioden zu (Körperhygiene, Bewässerung, Freizeit).

Abb. 1: Grundwasserneubildungsraten von 1951-2023 im Amtsbezirk des Wasserwirtschaftsamt Hof

Bayernweit laufen derzeit überregionale Untersuchungen zum Wasserausgleich und einer stärkeren Vernetzung zwischen dem niederschlagsreichen Südbayern und dem niederschlagsarmen Franken. Zusätzlich bewerten einige Wasserversorger und Gemeinden ihre kommunale Versorgungsstruktur und erarbeiten individuelle Lösungen als Teil der kommunalen Selbstverwaltung.

Umfassende Bestands- und Potenzialanalyse der Wasserversorgungsstruktur

Im nun gestarteten Projekt des Wasserwirtschaftsamts Hof wird die regionale bzw. interkommunale Betrachtungsebene herangezogen, um die Leistungsfähigkeit der aktuellen Versorgungs- und Verbundstrukturen der öffentlichen Trinkwasserversorgung zu bewerten und Strategien für die langfristige Versorgungssicherheit zu entwickeln.

Der künftige Wasserbedarf wird dem nutzbaren Wasserdargebot gegenübergestellt. Dafür wird versucht die Einzelbedarfe genauer abzuschätzen und die jeweiligen aktuellen bzw. noch erschließbaren Dargebote präziser zu bestimmen. Bestehende Wasserlieferverträge zwischen den Versorgern werden ebenso in der Bilanzierung berücksichtigt.

So sollen die Auswirkungen auf die Sicherheit der Wasserversorgung in Nordostbayern durch abnehmende Wasserverfügbarkeit und steigendem Wasserbedarf (insbesondere an Spitzentagen) dargestellt und Lösungsmöglichkeiten bei Defiziten erarbeitet werden.

Abb. 2: Projektauftakt mit (von links) Dr. Rüdiger Detsch (Ministerialdirektor am Bayerischen Umweltministerium), Rainer Ludwig (MdL), Dr. Oliver Bär (Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes Oberfranken Ost; Landrat des Landkreises Hof), Gabriele Merz (Behördenleiterin Wasserwirtschaftsamt Hof), Jonas Braunsteffer (Fachbereichsleiter Wasserversorgung am Wasserwirtschaftsamt Hof). Bildrechte: Wasserwirtschaftsamt Hof

Regionale Vernetzung stärken – gemeinsam neue Wege gehen

Das Projekt wird mit Unterstützung des Regionalen Planungsverbandes Oberfranken-Ost durchgeführt und bindet alle betroffenen Wasserversorger im kristallinen Grundgebirge ein. Das Projektgebiet umfasst damit Stadt und Landkreis Hof und den Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge vollständig. In den Landkreisen Bayreuth, Kulmbach und Kronach werden die Teile betrachtet, die geologisch dem kristallinen Grundgebirge zugeordnet werden können. Ebenso wird die Stadt Waldershof (Landkreis Tirschenreuth) aufgrund der engen Vernetzung der Wasserversorgung mit der Stadt Marktredwitz in die Betrachtung einbezogen (vgl. dazu auch Abb.3).

Abb. 3: Schematische Darstellung des Projektgebiets in Nordostoberfranken

In gemeinsamen Workshops werden Problemstellungen identifiziert und regionale Maßnahmen diskutiert und bewertet. So können auch Synergieeffekte hinsichtlich Ressourcen, Kosten, Personaleinsatz oder Betriebsführung identifiziert werden. Die individuelle Betriebserfahrung und die Bedarfsprognose der Versorger fließen in die Untersuchungen mit ein. Für Ausfallszenarien sollen Vorsorgemöglichkeiten untersucht und erarbeitet werden.

Mit Unterstützung eines Ingenieurbüros sollen schließlich konkrete Varianten für mögliche bauliche Maßnahmen ausgearbeitet werden.

Langfristiges Ziel ist damit die Weiterentwicklung resilienter Versorgungsstrukturen. Als Projektergebnis kann den Akteuren ein Leitfaden zur Verfügung gestellt werden, der die zukünftigen Herausforderungen für die Wasserversorgung aufzeigt und mögliche Strategien vorstellt, wie die Versorgungssicherheit unter den prognostizierten klimatischen Randbedingungen in Nordostoberfranken stetig verbessert werden kann.

Kontakt

Wasserwirtschaftsamt Hof 
Johannes Wolfer / Lena Neidhardt / Christian Weiß 
E-Mail: poststelle@wwa-ho.bayern.de
Website: https://www.wwa-ho.bayern.de/

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