Strippung des B-Kondensates
Zur Herstellung von Zellstoff wird der Rohstoff Holz mehrere Stunden lang in einer Dünnlauge erhitzt, die in einer Eindampfanlage durch Verdampfen und Kondensieren aufkonzentriert wird. Während dieses Prozesses entstehen an mehreren Stellen unterschiedlich belastete Kondensate, darunter auch das sogenannte B-Kondensat. Dieses beinhaltet organische Reststoffe der Schadstoffgruppe CSB (chemischer Sauerstoffbedarf) sowie nutzbare Chemikalien und Nebenprodukte.
Ziele des Projekts
Mercer hat sich mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie dazu verpflichtet, neben der Verbesserung der Umweltleistung und der Reduzierung der CO2-Emissionen, die Ressourceneffizienz weiter zu steigern. Ziel ist, bis 2030 den Wasserbedarf um 10 % zu reduzieren. Im Sinne der Umweltstrategie von Mercer wurde 2019 der Beschluss gefasst, das B-Kondensat verstärkt zu nutzen. Konkret ging es dabei darum,
- den Verbrauch an Frischwasser zu reduzieren,
- den Anteil an recyceltem Wasser in der Fabrik zu erhöhen und
- die bislang bestehende Belastung des Flusses Saale noch weiter zu verringern.
Technologische Umsetzung
Um diese Ziele zu erreichen, müssen die nutzbaren Stoffe im B-Kondensat von der Flüssigkeit getrennt werden. Dazu wurde die bestehende Eindampfanlage im Werk um einen zusätzlichen Stripper erweitert. In dieser Installation werden die flüchtigen, gasförmigen Stoffe physikalisch von der Flüssigkeit getrennt. Als Kopfkondensator wird in diesem Fall ein effizienter Plattenfallfilmverdampfer genutzt, mit dem die Kondensationswärme in den Verdampfungsprozess integriert wird. So wird höchstmögliche Energieeffizienz erreicht und die Verdampfungskapazität erhöht, ohne dass zusätzliches Frischwasser benötigt wird.
Projekteffekte
Die Investition von über 6,8 Millionen Euro für dieses Projekt zahlt sich sowohl für Mercer, als auch für die Gesellschaft und die Umwelt aus: Das hochwertige B-Kondensat kann aufgrund der zusätzlichen Reinigung innerhalb der Fabrik häufiger genutzt werden, so dass sich der Bedarf an Frischwasser verringert. Gleichzeitig wurde die Belastung des Wassers mit organischen Stoffen der Schadstoffgruppe CSB in einem Teilstrom innerhalb der Fabrik um 85 % gesenkt. Das im Produktionsprozess gebrauchte Wasser, welches die Fabrik nach der Abwasserbehandlung verlässt, ist zwischenzeitlich um etwa 3 % weniger belastet. Dies trägt ebenso wie die geringere Abwassermenge direkt zum Gewässerschutz bei.
Ein weiterer Vorteil ergibt sich daraus, dass die bei der Strippung gewonnenen Stoffe nun energetisch genutzt werden können. Dies führt zu einer Verringerung des Energiebedarfs.
Da die Belastung des Abwassers nachweislich gesenkt wurde, wirkt sich die Investition zudem positiv auf die Höhe der Abwasserabgabe aus: Mit Fertigstellung und Übernahme der Anlage im Jahr 2021 und dem Nachweis der besseren Wasserqualität können die jährlichen Abgaben von ca. 2 Millionen Euro mit der Investition in den Stripper verrechnet werden.
Statements/Fazit
„Mit der Erweiterung der Eindampfanlage tragen wir nachweislich zur kontinuierlichen Verbesserung der Ressourceneffizienz und damit auch zur Abschwächung des Klimawandels bei“, erläutert Grit Martensen, Leiterin Umweltschutz bei Mercer Rosenthal. „Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Investition die richtige Entscheidung war.“ Kai Syring, Leiter für Technologie bei Mercer Rosenthal, ergänzt: “Das weitere Schließen von Kreisläufen ist unsere Aufgabe zur Sicherung der Zellstoffproduktion. Investitionen in den Gewässerschutz und in die energetische Effizienz sind dabei von wesentlicher Bedeutung. Dazu braucht es stabile Märkte und planbare, politische Rahmenbedingungen.”
Als ein Leuchtturmprojekt der Transformation hat der Verband Die Papierindustrie e.V. auf seiner Seite www.papierindustrie-transformation.de/wasser über unser Projekt berichtet. Weitere Informationen sind auch im Mercer Nachhaltigkeitsbericht 2023 zu finden.
Auf den Punkt gebracht
- Wiederverwendung von Kondensat = Senkung des Wasserbedarfs
- Schadstoff-Umlenkung von der Abwasserbehandlung zu einem internen Verbrennungsprozess = Minderung des Energiebedarfs
- Senkung der Schadstoffmenge ins Gewässer = Verbesserung der Wasserqualität
Über uns
Mercer Rosenthal produziert Kraftzellstoff, einen Rohstoff für die Papier- und Tissueproduktion. Die jährliche Produktionskapazität beträgt 360.000 Tonnen. Die meisten Kunden kommen aus Deutschland und Italien, und der Großteil des Zellstoffs von Mercer Rosenthal wird mit der Bahn transportiert. Neben Zellstoff produziert das Unternehmen weitere Bioprodukte wie Tallöl und Lignin. Außerdem betreibt Mercer Rosenthal das größte Biomassekraftwerk Thüringens mit einer thermischen Leistung von 413 Megawatt und einer elektrischen Leistung von 57 Megawatt.
Mercer International Inc. ist ein internationaler Hersteller von holzbasierten Produkten mit Standorten in Deutschland, Kanada und den USA. Weitere Informationen über das Unternehmen erhalten Sie auf der Website www.mercerint.com.
Kontakt:
Mercer Rosenthal GmbH
Grit Martensen
Leiter Umweltschutz
Email: grit.martensen@mercerint.com